Hermann Duncker Denkmal

Versteckte Orte - Vergessene Menschen - Herman Duncker in Rostock 

Am 1. April 1977 wurde ein 3,50 Meter Hohes Betondenkmal mitten in Rostock aufgestellt  und gab einem Platz einen Namen, den heute kaum einer kennt. Ein versteckter, vergessener Ort in Rostock. Gibt  es so was? 

Den zu suchenden Ort kann jeder finden und viele kennen ihn sogar. Jedoch wohl nicht unter seinem Namen. Er befindet sich zwischen Kröpeliner Tor und Stadthafen. Tausende Menschen laufen jedes Jahr über diesen Platz, um über die Treppen neben einem Hochhaus hinunter zum Parkplatz “Fischerbastion” zu gelangen. Wohl kaum jemanden ist bewusst, dass das kleine Platto neben dem großen Haus Doberaner Straße 1 ein offizieller Platz mit eigenem Namen ist? Der Hermann Duncker Platz. Wer war Hermann Duncker und warum trägt der Platz seinen Namen?

Die erste Station im vom Faschismus befreiten Deutschland wird für Hermann Duncker und seine Frau Käthe die Stadt Rostock. Von 1947 - 1949 ist Hermann Duncker Professor und Dekan der "Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät" an der Universität Rostock. Hermann Duncker ist zu diesem Zeitpunkt 73 Jahre alt. Der Faschismus trieb ihn ins Exil. 1933 verhaftet, misshandelt und eingesperrt gelingt ihm 1936 die Flucht. Über Dänemark, Frankreich, Marokko bis in die USA. Duncker gehörte in den letzten Jahren des deutschen Kaiserreichs und der Zeit der Weimarer Republik der SPD, später der KPD sowie der Gewerkschaft an.  Hermann Duncker, 1874 in Hamburg geboren, studierte Musikwissenschaften,  Nationalökonomie, Geschichte und Philosophie. 

Hermann Duncker war Zeit seines Lebens in der Arbeiterbildungsarbeit tätig. Zuerst in Arbeiterbildungsvereinen und der SPD (1896-1914), dann in der KPD und der Marxistischen Arbeiterschule (MASCH) (1918-1933) und später an der Hochschule des FDGB (1949-1960). Er organisiert die Herausgabe von Schriften von Karl Marx und Friedrich Engels und verfasst hierfür zahlreiche Vorworte. Er war Herausgeber unzählige Broschüren zur sozialistischen Bildungsarbeit und hielt zahlreiche Vorträge. 2009 veröffentlichte der Dietz Verlag Berlin eine Bibliografie mit 650 Einträgen über Artikel, Texte und Aufsätze von Hermann Duncker. 

1976 schuf der Dresdner Künstler Prof. Dr. Walter Howard ein 3,50 Meter Hohes Betonstandbild von Hermann Duncker, welches seit dem 1. April 1977 auf diesem Platz in Rostock steht und ihm seinen Namen gibt. Das Betonstandbild zeigt den Lehrer Hermann Duncker - Fragend fordernd; aber mit Buch. Der Ort wurde deshalb ausgewählt, weil in dem “Haus der Schifffahrt”, vor dem das Denkmal heute noch steht, zeitweilig der Gewerkschaftsbund der DDR (FDGB) seinen Sitz hatte. 

Hermann Duncker wirkte als Pädagoge, Wissenschaftler, Journalist und Politiker. Er verstarb 1960 im Alter von 86 Jahren in Bernau und wurde in Berlin-Friedrichsfeld beigesetzt. 

(Dieser Text entstand 2010 im Rahmen einer Veranstaltung der SJD - Die Falken Kreisverband Rostock anlässlich des 50. Todestages von Hermann Duncker)